Montag, 21. März 2011
Baltimore, die Geisterstadt
Der Stadtausflug fällt in die Hose und wir in die Arme der erstbesten Police officers, weil wir so frech sind und ohne Ticket fahren (Visakarte streikt...). Uh sie sind lieb und sperren uns nicht hinter Gitter (Ui. Diese Nettigkeit wird uns sogar kommuniziert).
Zum Znacht Pomchips Cola und Rum... mehr haben wir nicht im Gepäck. Hoffentlich funktioniert morgen die Visakarte, scheiss Kapitalismus, da wird einem aber auch gar nichts geschenkt...
Egal,
Morgen kommt der Bus! Eiaaaaa und dann Sandstein im Red River Gorge!
Was für eine Aufregung.
Sonne, Sanduhren, Seilseich, Sozialismus- Kuba!
Die ersten 10 Tage auf Kuba verbringen wir im wunderbaren Vinales. Dieses Tal liegt 185km westlich von Havanna. Der üppige Naturpark gilt wegen seiner Tabakplantagen als eine der ältesten Kulturlandschaften Kubas und wurde von der UNESCO 1999 zum Welterbe erklärt. Seit vielen Generationen wir hier der Tabak für die berühmten kubanischen Zigarren angebaut.
Inmitten dieser Landschaften erheben sich die stark versinterten Kalksteinmonolithen (mogotes).
Wir freuen uns wie die Hasen. Mit unseren Rädern flitzen wir durch die Gegend und erkunden verschiedenste Sektoren. Die Routen sind wunderbar und abwechslungsreich. Es hat viel zu tun für uns beide und somit schlafen wir jeden Abend zufrieden und müde ein. Und nein: Wir träumen nicht vom kalten Winter in Zürich.
Auch die lästige Frage „Was tun wir am Ruhetag?“ ist in Kuba kein Thema. Los ins nächste Taxi und ab an den Strand!
Kuba Teil 2: Der verflixte 10. Ferientag
„Was ist passiert?“ ist die erste, verzweifelte Frage von Matthias, als er, benommen von dem 6m-Sturz, am Boden seine Augen öffnet. Das fremde Seil ist nicht 70m Meter lang, wie uns vor dem Klettern versichert wurde, sondern nur 60m: zu kurz für diese Tour. Der Partnercheck mit der in Vinales kennengelernten Kletterin, welche ihn sicherte, war nicht nicht ausreichend: Der Knopf am Seilende fehlte.
Eine organisierte Rettung existiert in Vinales nicht. Dank der Hilfsbereitschaft sowie Solidarität der Kubaner gelingt ein rascher Transport ins Krankenhaus von Vinales. Dort beginnt unsere Odyssee durch das Gesundheitssystem Kubas. Verbandsmaterial für die Wunden fehlt komplett, die notwendige medizinische Versorgung und Untersuchungen (Röntgen, Ultraschall...) sind nicht möglich. Wir warten drei Stunden auf die Ambulanz der Provinzstadt Pinar del Rio. Auch die dort grosse Klinik ist komplett veraltet, es fehlt an allem. Die hygienischen Verhältnisse sind haarsträubend. Vorauswissend, was uns erwarten wird, gibt uns die Senora unseres casas ein sauberes Leintuch, Wasser und Brot mit. Immerhin kann Matthias mit einem 50jährigen Röntgengerät sowie einem guten Ultraschallgerät untersucht werden. Endlich wird klar, dass zum Glück nichts Bedrohliches kaputt ist. 14 Stunden nach dem Unfall informiert uns ein guter Arzt: der Rücken ist ganz, keine Knochenbrüche und innere Verletzungen. Sein Tipp: Kubanisches Klima, Meerwasser, Schaukelstuhl und Bier ;-).
Mit tiefen Schürfwunden, grosszügigen Prellungen am Oberkörper, Beinen und Arsch, fahren wir beruhigt jedoch aufgewühlt zurück nach Vinales.
Wir verbringen die nächsten 6 Tage im Schaukelstuhl auf der blitzsauberen Veranda unseres casa particulares. Die Solidarität ist gross: einheimische Kletterer kommen vorbei zum Dominospielen und Quatschen (mit Händen und Füssen ;-). Die Familie des casas umsorgt uns ebenfalls. Zur Kur der Wunden gehen wir täglich zum leicht (?) sadistisch angehauchten Medico (Polieren der Wunden mit Jod) von Vinales. Das angenehme Klima sowie die wunderbare Landschaft sorgen für die Heilung von Körper und Seele.
Kuba Teil 3: Havanna
Nach 6 Tagen Dominospielen sind wir und die Prellungen für die Übersiedelung nach Havanna bereit.
Die karibische Metropole mit ihrer wechselhaften Geschichte und schlimmen Wirtschaftskrisen lässt uns für Tage staunend durch die Strassen wandern. Wir verlassen die für die Touristen aufbereiteten Plätze und treiben durch die Quartiere der Stadt. Matthias schluckt brav seine Medikamente und Karoline trinkt ihren Daiquiri alleine. Oftmals scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Noch niemals haben wir eine Stadt mit einem derartigen Wesen gesehen. Eine Liebe zum in jeder Ecke laut abgespielten Salsa können wir durch die fehlende Beweglichkeit von Mr. T.s Torso nicht entfachen. Eines der vielen Highlights ist der Besuch der berühmten Eisdiele Coppelia (Hauptkulisse von Fresa y Chocolate, 1993). Der sozialistische Betonbau fasziniert und zudem soll Castro in den 70er Jahren persönlich die Sorte des Tages bestimmt haben.